[Rezension] Martin Krist: "Kalte Haut"

[Werbung/Rezensionsexemplar]

Ein Ende mit Schockgarantie! 


Je mehr ich ein Buch mag, desto weniger Stichpunkte mache ich mir in meinem grauen Notizheft, aus denen ich dann letztlich die Rezension forme. Das macht ja auch Sinn: Hauptsächlich schreibe ich Kritikpunkte auf und wenn ich nichts auszusetzen habe, möchte ich natürlich so schnell wie möglich weiterlesen, um zu erfahren, wie die Story weiter geht.

So auch hier.
Die Seite zu "Kalte Haut" von Martin Krist ist fast leer. 


Warum?

Die Protagonistin Sera Muth ist gerade bei einem Familientreffen, als es an der Tür klingelt. Ihr Kollege steht mit der dringenden Bitte vor der Wohnung, ihren freien Tag doch noch für die Arbeit zu opfern. Denn eine junge Frau wurde auf offener Straße niedergestochen. Das Opfer ist eine junge Türkin, genau wie Sera.

Hervorragend integriert, lebt die junge Frau ihren Traumjob als Polizistin.
Das sehen Teile ihrer Familie nicht gern - ihr Onkel gibt ihr sogar die Mitschuld an diesem Verbrechen. Schließlich seien es moderne Frauen wie sie, die einen Ehrenmord provozieren.

Dieser Einstieg ist meines Erachtens schon mal etwas ganz Besonderes.
So offen, ehrlich, unverblümt und gleichzeitig liebevoll den Charakter einer anderen Kultur zu transportieren, will gelernt sein. Schnell kann man als LeserIn zu Sera eine Verbindung aufbauen. Eine türkischstämmige Frau zur Protagonistin eines Thrillers zu machen, erfordert Mut (Frau Muth hat Mut!) - gerade wenn auch Themen zur Sprache kommen, über die hochaktuell kontrovers diskutiert wird.

Soweit, so gut.

Weil sie in diesen Fall zu stark involviert ist, wird er ihr entzogen.

Doch der nächste steht bereits in den Startlöchern und damit auch der Anfang eines nervenaufreibenden Thrillers. 

Tania Herzberg ist Journalistin für die lokale Presse und wird unter Vortäuschung falscher Tatsachen zu einer übel zugerichteten Leiche geführt. Der Täter häutet die Torsi seiner Opfer und stellt Videos davon ins Internet. 

Für diese beginnende, überaus grausame Mordserie ziehen Sera und ihre KollegInnen den Polizeipsychologen Robert Babicz zurate.  Dieser ist gerade nach längerem Dienst in den USA nach Deutschland zurückgekehrt und wird hier auch dringend benötigt.

Denn der Serienkiller hat ein verblüffend ähnliches Vorgehen wie der Mörder, den Babicz gerade erst in den USA überführt hat.

Doch der "Knochenmann" sitzt doch hinter Gittern?

Zusammen mit Babiczs Hilfe kommt Sera dem Täter langsam auf die Schliche - und das ist beiden weniger lieb, als sie dachten.


Obschon dieser Thriller von Martin Krist relativ langsam hochfährt, hält sich der Spannungsbogen dann jedoch konstant oben. Das liegt nicht zuletzt an der hervorragenden Ausarbeitung der Figuren und -konstellationen. Nicht nur zu Sera Muth lässt sich schnell eine Sympathie aufbauen. Auch Robert Babicz und Tania Herzberg treten schnell aus ihren charakterlosen Schatten und werden zu authentischen Personen, die man einfach mögen muss.


Was nicht allen LeserInnen gefallen wird, sind die Cliffhanger, die Krist gerne nutzt.
Ich bin persönlich ein großer Fan davon. Cliffhanger bringen mich dazu, ein Kapitel nach dem anderen zu lesen. Das mag nicht JedeR, sollte aber auch nicht vom Lesen des Buches abhalten. 


Hier sind die Kapitel übrigens angenehm kurz: Nach circa drei Seiten wechselt die Perspektive zur nächsten Person. Da ist die Versuchung sehr groß, schnell noch den ein oder anderen Abschnitt zu lesen, obwohl man doch längst schlafen sollte.


Perspektivwechsel? Ja, denn der Plot wird nicht nur aus einer Sichtweise geschildert. Immer im Wechsel erzählen die Hauptfiguren Sera Muth, Robert Babicz und Tania Herzberg. Stück für Stück kommen wir so der Auflösung näher - auch wenn man zwischenzeitlich wirklich jede Figur verdächtigt und trotzdem auf der falschen Fährte ist. 


Geschrieben ist die Story aus Sicht der Dritten Person. Das ist nicht nur angenehm zu lesen, sondern führt auch dazu, dass die Beschreibungen der Umwelt nicht zu kurz kommen. Krist wohnt in Berlin und macht diesen Ort auch zum Schauplatz seiner Thriller.

Gekonnt nimmt er dadurch die LeserInnen mit ins Innere der Hauptstadt. Abseits der bekannten Mainstream-Plätze lernen wir Berlin auf eine ganz andere Art und Weise kennen: Die unschönen Seiten und auch den unverkennbaren Charme, der den Reiz dieser Metropole ausmacht. 

⇨ Fazit?
Für meine Begriffe ist dieser Thriller nicht nur handwerklich außerordentlich gelungen, sondern ein wichtiger Beitrag zur kulturellen Angleichung. Durch eine türkischstämmige Polizistin und die Einblicke in immer noch viel zu fremde Kulturen, schafft "Kalte Haut" einen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen - verpackt in einem spannenden Thriller.

Das Ende hat mich dann restlos überzeugt. Wer also Wert auf Überraschungsmomente legt, sollte sich "Kalte Haut" in jedem Fall zulegen.


Wie schon "Böses Kind" sorgt auch dieser Titel des Autors für einen garantierten Gänsehautmoment.


Darum gibt's von mir 9 von möglichen 10 Krönchen.
♛♛♛♛♛♛♛♛♛♕

Allgemeine Infos

Titel: "Kalte Haut"
Verlag: R&K Berlin 
Erschienen: 
ISBN: 9783745091533
Ausgabearten: Taschenbuch oder E-Book 
Seitenanzahl: 360 Seiten 
Preis: 10,99€ (TB) 

Klappentext

Mit einem Schmunzeln streckte der Mann die Hand nach dem Kind aus. Liebevoll strich er ihm übers Haar. "Und tot bist du", flüsterte er. Berlin wird von einer Mordserie erschüttert. Der Täter stellt Filme ins Internet, auf denen zu sehen ist, wie er seine Opfer quält. Dann lockt er Journalisten zu den Leichen. 

Vieles deutet auf einen Zusammenhang mit den Ausländerhetzkampagnen des Innensenators hin. Kommissarin Sera Muth und ihr Ermittlungsteam ziehen den Polizeipsychologen Dr. Babicz hinzu. Diesem kommt das Vorgehen des Täters vertraut vor. In den USA hatte er bei der Überführung eines Mörders mitgewirkt, der seine Opfer bei lebendigem Leib häutete. Ist der "Knochenmann" zurück? 


Eine Leseprobe und weitere Features gibt's HIER


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Dieses Buch ist ein Rezensionsexemplar.
Vielen Dank an Martin Krist ♡

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